Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
- Wie wirken 5-alpha-Reduktasehemmer?
- 5-alpha-Reduktasehemmer gegen Haarausfall
- Welche 5-alpha-Reduktasehemmer gibt es?
- Nebenwirkungen von 5-alpha-Reduktasehemmer
- Kontraindikationen für 5-alpha-Reduktasehemmer
Aufgrund der möglichen Nebenwirkungen sind die meisten 5-alpha-Reduktasehemmer verschreibungspflichtig und dürfen daher nur gegen Vorlage eines Rezepts von Apotheken abgegeben werden.
5-alpha-Reduktasehemmer (5α-Reduktasehemmer) sind Arzneimittel, die vor allem bei einer Vergrößerung der Prostata sowie bei Haarausfall eingesetzt werden. Der Name kommt daher, dass sie ein bestimmtes Enzym namens 5-alpha-Reduktase hemmen, welches normalerweise die Aufgabe hat, Testosteron in Dihydrotestosteron umzuwandeln. Dihydrotestosteron hat vielfältige Wirkungen im Körper und kann unter bestimmten Umständen zu einer Vergrößerung der Prostata und/oder zu vermehrtem Haarausfall führen.
Die Wirkung 5-alpha-Reduktasehemmer ist durch Studien gut belegt. Nicht alle Wirkstoffe der Gruppe sind allerdings sowohl für die Behandlung von Haarausfall als auch Prostatavergrößerungen zugelassen.
Auf einen Blick
- 5-alpha-Reduktasehemmer wirken nur bei androgenetischer Alopezie (hormonell bedingtem Haarausfall) und nicht bei anderen Formen des Haarausfalls.
- Sie hemmen die Umwandlung von Testosteron zu Dihydrotestosteron, welches den Haarzyklus beeinflussen kann.
- 5-alpha-Reduktasehemmer wie Finasterid sind rezeptpflichtig und dürfen nur von Apotheken abgegeben werden.
Wie wirken 5-alpha-Reduktasehemmer?
5-alpha-Reduktasehemmer hemmen die Wirkung des Enzyms 5-alpha-Reduktase. Dieses Enzym ist an der Umwandlung des männlichen Sexualhormons Testosteron zu Dihydrotestosteron (DHT) beteiligt. DHT hat viele Funktionen im Körper und ist zum Beispiel an der Ausreifung der äußeren männlichen Genitale beteiligt, greift aber auch in den Haarzyklus ein, indem es für eine Verkürzung der Wachstumsphase der Haare sorgt. Durch die Hemmung der 5-alpha-Reduktase wird weniger Dihydrotestosteron gebildet, wodurch dessen Wirkung reduziert wird.
Um die Wirkweise der 5-alpha-Reduktasehemmer genauer zu verstehen, benötigt man ein wenig Hintergrundwissen zu den Sexualhormonen im menschlichen Körper:
Alle Sexualhormone werden sowohl von Frauen als auch von Männern gebildet, jedoch in unterschiedlicher Menge. Männliche Sexualhormone werden auch als Androgene bezeichnet. Das wichtigste männliche Sexualhormon ist Testosteron und wird in den Geschlechtsorganen, also in Hoden und Eierstöcken, und in der Nebennierenrinde gebildet. Aus Testosteron kann anschließend ein Enzym, die 5-alpha-Reduktase, ein weiteres, sehr starkes Androgen bilden – das Dihydrotestosteron (DHT). Diese Umwandlung geschieht bei Männern z. B. in der Prostata. Bei Frauen werden Androgene von dem Enzym Aromatase in Östrogene umgewandelt.
Überall im Körper, wo es Androgenrezeptoren gibt, können diese Androgene binden und ihre Wirkung entfalten. Beispielsweise ist DHT an der Ausreifung der äußeren männlichen Genitale, an der Funktion der Geschlechtsdrüsen (Prostata, Samenblase) und am geschlechtsspezifischen Haarwuchs beteiligt. Außerdem kann DHT zu einer gutartigen Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie, BPH) führen.
5-alpha-Reduktasehemmer gegen Haarausfall
Die häufigste Form des Haarausfalls ist die androgenetische Alopezie. Diese ist hormonell bedingt und meist auf eine genetische Veranlagung zurückzuführen. Dabei reagieren die Haarfollikel überempfindlich auf Dihydrotestosteron. DHT bindet an die Androgenrezeptoren der Haarfollikel und greift in den Haarzyklus ein, indem es eine Verkürzung der Wachstumsphase der Haare verursacht. Die Wachstumsphase kann so kurz werden, dass die Haare mit bloßem Auge kaum noch zu erkennen sind und der Haarfollikel schließlich zugrunde geht.
Durch die Hemmung der 5-alpha-Reduktase wird weniger Dihydrotestosteron gebildet, wodurch dessen Wirkung reduziert wird. Der Testosteronspiegel im Körper bleibt normal.
Welche 5-alpha-Reduktasehemmer gibt es?
Diese Substanzen gehören zur Gruppe der 5-alpha-Reduktase-Hemmer:
Finasterid: hemmt selektiv die 5-alpha-Reduktase Typ II und wirkt somit hauptsächlich in den urogenitalen Geweben des Mannes
Dutasterid: hemmt nicht-selektiv die 5-Alpha-Reduktasen Typ I und II
Alfatradiol
Wirkstoff Finasterid
Zur Behandlung von Haarausfall und Prostatavergrößerung zugelassen.
Medikamente mit Finasterid:
- Prosmin
- Propecia
- Crinormin
- FinaHAIR
- Finascar
- Finural
- Finasterid
- Finamed
- Proscar
Wirkstoff Dutasterid
Zur Behandlung von Prostatavergrößerung zugelassen.
Medikamente mit Dutasterid:
- Avodart
- Duodart
- DUTASCAR
- DUTASTERID AXiromed
Wirkstoff Alfatradiol
Zur Behandlung von Haarausfall zugelassen.
Medikamente mit Alfatradiol:
- Pantostin
- Ell-Cranell
Nebenwirkungen von 5-alpha-Reduktasehemmer
Da Dihydrotestosteron vielfältige Wirkungen im Körper hat, kann eine Verringerung seiner Konzentration auch unerwünschte Auswirkungen haben.
Häufige Nebenwirkungen (betrifft 1 bis 10 Behandelte von 100):
Verminderung des Sexualtriebs/Libidoverlust (auch nach Absetzen der Behandlung)
Erektile Dysfunktion
Verminderte Samenergussmenge
Gelegentliche Nebenwirkungen (betrifft 1 bis 10 Behandelte von 1.000):
Depressive Verstimmung
Hautausschlag
Störungen beim Samenerguss
Gynäkomastie (Vergrößerung der männlichen Brustdrüsen), ganz vereinzelt auch Knoten in der Brust
Nebenwirkungen mit unbekannter Häufigkeit:
Überempfindlichkeitsreaktionen einschließlich Schwellungen der Lippen und des Gesichts
Herzklopfen
Erhöhte Leberenzyme
Juckreiz, Nesselsucht
Hodenschmerzen
In einer 2017 veröffentlichten Studie entwickelten 1,4 Prozent der insgesamt 11.909 mit Finasterid behandelten Männer eine persistierende erektile Dysfunktion (PED). Das bedeutet, dass Erektionsstörungen auch nach Absetzen des Medikaments vorhanden geblieben sind.
Kontraindikationen für 5-alpha-Reduktasehemmer
Weibliches Geschlecht (Finasterid hat sich in klinischen Studien bei Frauen als unwirksam erwiesen)
Während der Schwangerschaft (die Einnahme bzw. bereits der Kontakt zu dem Medikament kann hier zu schweren Entwicklungsstörungen der äußeren Geschlechtsorgane des männlichen Fötus führen)
Kinder (hierzu liegen keine Studien vor)
Schwere Leberinsuffizienz
Wenn bereits andere Medikamente eingenommen werden, die Finasterid enthalten
Quellen
Literaturverzeichnis
Androgenetische Alopezie: Langzeiteffekt für Finasterid belegt. DAZ.online. 2000. https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2000/daz-49-2000/uid-7650 (zugegriffen 18. Januar 2023)
Andriole G, Bruchovsky N, Chung LWK, et al.: Dihydrotestosterone and the prostate: the scientific rationale for 5alpha-reductase inhibitors in the treatment of benign prostatic hyperplasia. J Urol 2004; 172: 1399–403.
Blumeyer A, Tosti A, Messenger A, et al.: Sonderdruck - Auszüge aus: Evidenzbasierte S3-Leitlinie für die Behandlung der androgenetischen Alopezie bei Frauen und Männern. JDDG 2011; 9: 51–557.
Kiguradze T, Temps WH, Yarnold PR, et al.: Persistent erectile dysfunction in men exposed to the 5α-reductase inhibitors, finasteride, or dutasteride. PeerJ 2017; 5: e3020.
Offermanns S, Freissmuth M, Böhm S: Pharmakologie und Toxikologie: Von den molekularen Grundlagen zur Pharmakotherapie. 2012. Aufl. Heidelberg: Springer 2012; p. 564ff.
Sexualhormone. AMBOSS. 2022. https://www.amboss.com/de/wissen/Sexualhormone (zugegriffen 18. Januar 2023)